22-12-21
Interview mit Markus Bircher 2021

Die Covid-Pandemie war auch 2021 über weite Strecken das bestimmende Thema. Können Sie der Krise auch etwas Positives abgewinnen?

Klar prägt die Corona-Pandemie das Gesundheitswesen und auch unser Spital. Die Krise ist eine Geduldsprobe und verlangt unsere permanente Anpassungsfähigkeit. Dennoch sehe ich positive Punkte, welche wir aus der Krise gewinnen können. Dazu gehört die sehr gute und intensive Zusammenarbeit der Zürcher Spitäler untereinander. Wir haben einen so genannten “Code of Conduct” Verhaltenskodex einberufen, ein gegenseitiges Versprechen, uns zu unterstützen und Patientinnen und Patienten in dem Spital unterzubringen, wo sie am besten behandelt werden. Der tägliche Austausch und die unkomplizierte Verschiebung von Patientinnen und Patienten zeigt mir, dass diese Zusammenarbeit sehr gut funktioniert.
Weiter brachte die Pandemie die Wichtigkeit eines nahen Regionalspitals mit einem umfassenden Leistungsangebot noch klarer hervor. Die Wahrnehmung in der Bevölkerung hat sich diesbezüglich gestärkt – man schätzt ein regionales, gut funktionierendes Gesundheitswesen. Und nicht zuletzt bestätigt mir die Krise, dass die Mitarbeitenden des See-Spitals die tragende Stütze sind und sich tagtäglich engagiert und pflichtbewusst für das Wohl unserer Patientinnen und Patienten einsetzen.

- Sie möchten viel verändern. Doch Veränderung kann ein zäher Prozess sein. Wie motivieren Sie sich und andere, offen für Neues zu bleiben und Dinge nicht mehr auf die altbewährte Art zu machen?

Als CEO hätte ich natürlich meine Visionen am liebsten schon heute umgesetzt. Doch mir ist klar, dass Veränderungsprozesse Zeit brauchen.
Persönlich habe ich keine Mühe, mich für Etwas zu motivieren. Ich finde Veränderungsprozesse spannend und notwendig. Wandel bringt täglich Neues und erfordert Anpassungsfähigkeit.

Ich sehe meine Verantwortung darin, die Gründe für die anstehenden Veränderungen transparent zu machen und Lösungswege aufzuzeigen. Je klarer ich dabei bin, desto motivierter ist mein ganzes Team.

Spitaltrends wie Digitalisierung oder etwa Hospital at Home sind in aller Munde. Wie steht das See-Spital diesen Trends gegenüber?

Bei diesen Trends kommen verschiedene Aspekte der digitalen Vernetzung zum Tragen. Ein Ziel besteht beispielsweise darin, die personalisierte Medizin mit den Lebensumständen der Patientinnen, bzw. Patienten zu koppeln. Dank digitalen Hilfsmitteln sollen Menschen die Möglichkeit bekommen, sich teilweise selbst zu therapieren. Damit das klappt, müssen Gesundheitsdaten zwischen Patienten und klinischem Personal, bzw. klinischen Systemen frei fliessen und genutzt werden können. Die Herausforderung besteht aktuell darin, all diese Themen zu konsolidieren und eine Konvergenz für deren gewinnbringende Nutzung zu erarbeiten.

Wir als See-Spital stehen diesen Trends offen gegenüber. Die Digitalisierung gehen wir aktiv an. Die integrierte Versorgung verfolgen wir mit der Realisierung unseres Gesundheits-Campus am Standort Horgen, wo wir eine patientenzentrierte Versorgung zur Verfügung stellen werden. Das See-Spital spielt eine Vorreiterrolle in der vernetzten Patientenversorgung, indem wir in den letzten Jahren starke Partnerschaften zugunsten unserer Patientinnen und Patienten eingegangen sind.

Wenn Sie auf das letzte Jahr zurückblicken, was hat Sie persönlich besonders bewegt, bzw. beeindruckt?

Ich bin stolz auf das ganze See-Spital-Team. Die Corona-Pandemie stellt alle vor massiv erschwerte Arbeitsbedingungen. Dazu kommen die grossen Personalengpässe, welche aktuell nicht zu füllen sind. Ich habe grössten Respekt vor der Leistung aller Mitarbeitenden, welche unter diesen erschwerten Bedingungen für unsere Patientinnen und Patientinnen zur Verfügung stehen.

Dazu kommt, dass unser Betrieb seit dem Start des Neubaus NEO vor zweieinhalb Jahren, trotz der grossen Baustelle, reibungslos läuft. Was in dieser Konstellation von unseren Mitarbeitenden verlangt wird ist unglaublich.