02-03-21
März: Erste Welle Corona-Pandemie

Corona-Virus hatte innert wenigen Monaten auch die Schweiz erreicht

Täglich neue Veränderungen forderten enorme Flexibilität. Das Corona-Virus hatte innert wenigen Monaten auch die Schweiz erreicht. Dies bedeutete rasches Handeln und sich auf einen möglichen Ansturm in verschiedensten Bereichen des Spitals vorzubereiten.

Das Corona-Virus war bereits seit Ende Dezember 2019 in den Medien. Die neu aufgetretene Atemwegserkrankung COVID-19, trat als erstes in der Millionenstadt Wuhan in China auf. Irgendwie erschien diese Krankheit weit weg, kaum greifbar und das Ausmass war dazumal noch nicht abschätzbar. Doch plötzlich breitete sich die Krankheit rasant aus und entwickelte sich im Januar 2020 zu einer Pandemie. Erste Fälle ausserhalb Chinas wurden in Thailand und auf den Philippinen gemeldet. Ende Januar 2020 dann der erste Fall ausserhalb von Asien in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Und plötzlich wurde es Realität

Die Entwicklung ging Schlag auf Schlag. Als es zu einem heftigen Ausbruch in Norditalien kam, war es nicht mehr eine Krankheit welche in fernen Ländern auftrat, sondern plötzlich war die Pandemie sehr nah. Die Medien berichteten von überlasteten Intensivstationen und täglich hunderten von neuen Corona Ansteckungen.

Dann kam der 25. Februar 2020 – der erste Corona Positive in der Schweiz wurde gemeldet. Aus den erst kürzlich, kaum greifbaren Medieninformationen wurde Realität. Für das See-Spital hiess es rasch zu handeln und zwar sofort. Am nächsten Tag wurde über Mittag eine erste Sitzung zur Lageübersicht einberufen. Die Leitung übernahm unser Chefarzt der Inneren Medizin, Dr. med. Alexander Turk. In der Zwischenzeit wurde bereits der zweite Fall in der Schweiz bestätigt. Besorgt, dass es uns ähnlich treffen könnte wie in Italien, wurde das See-Spital praktisch komplett umgebaut. Aus Italien und dem Tessin wurde bekannt, dass vor allem Intensivstationsplätze benötigt werden. Dies bedeutete, dass entsprechende Kapazitäten geschaffen werden musste.

Ganz neue Tagesabläufe und Aufgaben

Der Fokus der sich täglich treffenden Task Force war die Organisation und Koordination der notwendigen Anpassungen im See-Spital. Die dauernd neuen Anweisungen des Bundes und der Gesundheitsdirektion erforderten schnelles Handeln und hohe Flexibilität.

Wichtig war die entsprechende Kommunikation der täglichen Veränderungen und Anpassungen. Sowohl intern wie auch extern gegenüber den Beleg- und Hausärzten. Aber auch die Patienten und Besuchenden durften nicht vergessen gehen. Gab die Gesundheitsdirektion am 13. März 2020 zum Beispiel ein plötzliches Besuchsverbot in allen Spitälern und Wohn- und Pflegeheimen des Kantons Zürich heraus. Auch sollte niemand unangemeldet die Spitäler oder Hausarztpraxen aufsuchen. Die Unsicherheit der Bevölkerung wie auch der Mitarbeitenden war zu spüren. Mit der Einführung einer Corona-Hotline, wurde dem Abhilfe geleistet. Zu Beginn der Krise erreichten uns 5 bis 6 Anrufe pro Tag. Diese stiegen innert kürzester Zeit auf mehrere Anrufe pro Stunde. Die Hotline hat sich weit über die Krise hinaus bewährt erklärt Dr. Alex Turk.

Die unterschiedlichsten Bereiche des See-Spitals waren in der Task Force vertreten: die Geschäftsleitung, die Ärztliche Leitung aus den Bereichen Anästhesiologie, Intensiv- und Rettungsmedizin, Chirurgie, Gynäkologie, Innere Medizin und Radiologie, die Pflegeleitung, Hygieneverantwortliche, Hotellerie, Gebäudemanagement, Zivilschutz und Kommunikation. Das Kernteam der Corona-Krise besprach die täglich neuen Anforderungen und setzte die neuen Erkenntnisse innert Tagesfirst um. Durch die übergreifende Zusammenstellung waren die Entscheidungswege kurz und effizient. Es entstand ein sehr guter Zusammenhalt und alle zogen am gleichen Strick. Innert kürzester Zeit wurde z.B. eine KITA und eine Ethikgruppe aufgebaut. Der GOPS wurde zur Corona Abklärungs- und Triagestation umgebaut, die IPS-Betten verdoppelt, viele Mitarbeitenden wurden in einer perfekt organisierten Schulung für Einsätze auf der IPS vorbereitet.

Die stetige Ungewissheit die uns begleitete war eine grosse Herausforderung. Wir wussten nicht, was uns erwarten wird. Wird die Lage so prekär wie in Norditalien oder kann die Kurve durch die Massnahmen des Bundes flach gehalten werden. Fragen wie; hatten wir genügend Intensivstationsplätze, wie sah es mit den Mitarbeiterressourcen aus und der Umgang mit Verbrauchsmaterial, waren tägliche Begleiter, welche Unsicherheiten aufkommen liessen. Diesbezügliche Entscheidungen, welche durch die Task Force gefällt wurden basierten nur auf Annahmen. Wir setzen viel um in kurzer Zeit, doch alles mit der Ungewissheit, ob wir es brauchen werden oder ob sogar genug umgesetzt wurde.

Patientenfluss im Fokus

Einer der wichtigsten Aspekte in der Corona-Krise war der Patientenfluss. Die Trennung der Corona-Verdachtsfälle von anderen Patienten stand im Fokus. Das kurzfristig erstellte Provisorium oberhalb des Spitals ermöglichte die Abstriche komplett getrennt vom Spital durchzuführen. Die Inbetriebnahme des GOPS (geschützte Operationsstädte) verhalf dazu die angemeldeten Verdachtsfälle durch einen Hintereingang zu empfangen. Die getrennte Isolationsstation verhalf auch die Abtrennung im Spital selber.

Rückwirkend haben sich die Massnahmen gelohnt. Die Schweiz konnte die Kurve in der ersten Welle flach halten.

Die Task Force wurde Mitte April in das Projekt Sunrise umgewandelt damit der per 27. April 2020 erlaubte Normalbetrieb wiederaufgenommen werden konnte. Das Spital im normalen Betrieb zu fahren, mit der stetigen Bereitschaft wieder in den Krisenmodus zurückzukehren erfordert enorme Flexibilität. Die Corona-Krise hat jedoch bestätigt, dass die Mitarbeitenden sehr Anpassungsfähig sind.