Pneumologie

Wann muss ich zum Pneumologen?

10-04-22
Wann muss ich zum Pneumologen?

Dr. Fabian Aigner ist Leitender Arzt Pneumologie am See-Spital. Wir wollten von ihm wissen, welche Symptome er am häufigsten behandelt und welche Fortschritte die Lungenheilkunde in den letzten Jahren gemacht hat.

7 Minuten
Alexandra Gunz
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Am See-Spital leitet Dr. Fabian Aigner die Klinik für Pneumologie. Zusammen mit seinem Team beschäftigt er sich mit der Abklärung und Therapie sämtlicher Lungenkrankheiten inklusive Atemstörungen während des Schlafs.

Dr. Fabian Aigner, Leitender Arzt Pneumologie am See-Spital.

Welchen Symptomen begegnen Sie als Pneumologe am häufigsten?

Dr. Fabian Aigner: “Atemnot, Husten und Müdigkeit sind die häufigsten Symptome, mit denen die Leute zu uns kommen. Es liegt an mir, abzuklären, ob diesen Symptomen tatsächlich einer Lungenerkrankung oder eine Atemstörung während des Schlafes zugrunde liegt. Husten ist nicht gleich Husten. Ein Erkältungshusten beispielsweise braucht es keinen Pneumologen. Nach einem viralen Infekt dauert es manchmal sechs Wochen, bis der Husten wieder verschwindet. Uns interessiert der chronische Husten, der nicht mehr weggehen will. Dann möchten wir die Ursachen herausfinden und behandeln.”

Beim Lungenfunktionstest wird das Volumen der Ausatmung gemessen und in einer Kurve dargestellt.

Wie untersuchen Sie Ihre Patient*innen?

Dr. Aigner: “Zu Beginn der Abklärungen steht häufig der Lungenfunktionstest. Dabei atmen Patient*innen durch eine Art Schnorchel in ein Gerät, das das Volumen der Ausatmung misst. Die Resultate werden in einer Kurve dargestellt. So kann man relativ schnell erkennen, ob jemand von einer obstruktiven Lungenerkrankung wie Asthma oder COPD betroffen ist.

 

Eine weitere Untersuchungsmethode ist die sogenannte Spiroergometrie. Dabei müssen die Patient*innen aufs Velo oder aufs Laufband, ihr Kreislauf wird bis ans Maximum belastet. Auf diese Weise können wir herausfinden, ob tatsächlich die Lunge die Beschwerden verursacht oder ein anderes Organ wie beispielsweise das Herz.”

Inwiefern hat sich die Lungenheilkunde in den letzten Jahren verändert?

Dr. Aigner: “Ganz allgemein kann man sagen, dass die Untersuchungsmethoden sanfter geworden sind. Zum Beispiel die Bronchoskopie. Dabei wird eine Kamerasonde über die Nase in die Bronchien geführt und gegebenenfalls eine Gewebeprobe der Lunge entnommen, die dann zur weiteren Abklärung ins Labor gelangt. Während dieser Untersuchung schlafen die Patient*innen und können nach zwei Stunden Überwachung auf unsere Tagesklink wieder nach Hause.

 

Auch hinsichtlich Therapie ist viel passiert. Ein schweres Asthma bronchiale kann man heute mit sogenannten Biologika sehr gut behandeln. Früher war man auf orale Glukokortikoide angewiesen mit vielen Nebenwirkungen. Biologika greifen gezielt ins Immunsystem ein und können so die Entzündungsreaktion hemmen. Dank Biologika hat die Asthma-Therapie einen grossen Sprung gemacht.”

Bei einer Bronchoskopie wird die Lunge endoskopisch untersucht, zudem werden Gewebeproben zur weiteren Abklärung entnommen.

Was ist die grösste medizinische Errungenschaft für die Lungenheilkunde?

“Inhalative Glukokortikoide sind sicher ein Highlight. Als Glukokortikoide werden die Hormone Cortisol und Cortison bezeichnet, die auch unser Körper in natürlicher Form produziert. Für therapeutische Zwecke werden sie allerdings synthetisch hergestellt und bei Asthma bronchiale und COPD angewendet. Sie gelangen über einen Inhalator direkt an die Bronchialschleimhaut, wo sie lokal wirken.”

Wie sieht es mit Fortschritten im Kampf gegen Lungenkrebs aus?

“Bei der Erkennung von Lungenkrebs ist sicher der Endobronchiale Ultraschall kurz EBUS zu nennen. Mit dieser Technik kann man von innen, also vom Bronchialraum aus, eine Ultraschalluntersuchung machen und einen Lymphknoten gezielt punktieren und eine Stadieneinteilung machen. Bei uns am See-Spital ist der EBUS ein wichtiger Bestandteil in der Tumordiagnostik. Anhand des Gewebes erstellt man ein molekulares Tumorprofil, woraus sich eine zielgerichtete Therapie oder sogar eine Immuntherapie ableiten lässt.”

Haben Spitzenathlet*innen eine leistungsfähigere Lunge als Hobbysportler*innen?

“In der Regel ist nicht die Lunge entscheidend. Auch nach grosser Belastung hat eine gesunde Lunge immer noch «Atemreserven» und ist nicht limitierend. Limitierend sind eher Muskulatur und Kreislauf. Sie können die Lunge übrigens auch nicht durch Training vergrössern. Der Raum, in welcher sie sich die Lunge ausdehnen kann, ist zwar erweiterbar durch Atemübungen und Dehnungen. Auf die Grösse der Lunge hat dies allerdings keinen Einfluss.”

Verbindung zu den Leistungen vom See-Spital

Unter diesem Link finden Sie die Leistungen unserer Pneumologie

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